GLOSSAR

Auf dieser Seite findet Ihr das komplette Glossar mit seinen Endnoten, wie es im Taschenbuch König Ödipus auf Seite 63 bis 113 abgedruckt ist. Das Schöne daran: Ihr könnt Anmerkungen und Erläuterungen in den Endnoten, die einen Link enthalten, direkt anklicken und Euch so die Quelle anschauen. Viel Spaß beim Stöbern!

PS Das Buch Antigone enthält neben dem kompletten Stücktext und den Liedtexten auch ein Glossar.



 
 

Stichworte des Glossars:

„Ganz Gallien ist von den Römern besetzt! “

Gleich im Prolog kommt es zu dieser schönen Anspielung auf die Comicserie Asterix 1) der Franzosen René Goscinny und Albert Uderzo. Was diese Ortsbeschreibung mit König Ödipus zu tun hat, erfahren wir im ersten Lied des Dramas.

Theben

Gemeint ist hier das böotische, siebentorige Theben (griech. Thebai, neugriech. Thiva) nicht das thessalische oder gar das von Homer in der Ilias erwähnte hunderttorige Theben Ägyptens.

Das mythische Theben ist der Dreh- und Angelpunkt im thebanischen Sagenkreis. Herakles, Niobe, Ödipus und Antigone sind hier geboren. Legenden und Sagen um Dionysos und nicht zuletzt um die Sieben gegen Theben sind mit der Stadt verknüpft.

Den ältesten Überlieferungen nach lebten Ekten, dann Hyanten und schließlich die Aonen im thebanischen Land, bis zur Ankunft des Phöniziers Kadmos, der die Stadt, bzw. die Burg Kadmeia gegründet hat. Zum Herrschergeschlecht der Kadmeionen gehören in einer langen Reihe von mythischen Königen auch Ödipus und seine Söhne Eteokles und Polyneikes.

für Furore sorgen

Für Furore sorgen oder Furore machen bedeutet Aufsehen zu erregen und großen Beifall zu erringen. Gebildet nach dem italienischen far furore(„Begeisterung hervorrufen“).

Laios und Iokaste

Laios gehört im thebanischen Sagenkreis zu jenen mythischen Königen, die über das antike böotische Theben herrschten. Laios ist der Sohn des Labdakos, auch ein Herrscher Thebens.

Gemeinsam mit Iokaste, der Tochter des Menoikeus, von dem wir nicht wissen, ob er nicht auch königlichen Blutes war, zeugte Laios ein Kind: den späteren König Ödipus.

König Laios und seine spätere Verwandtschaftslinie stehen unter keinem guten Stern, denn Pelops, der Vater von Chrysippos, hat den jungen Laios und seine Nachkommen mit einem Fluch belegt. Nach Herodot, dem griechischen Historiographen, besagte der Fluch, dass Laios niemals einen Sohn zeugen solle, wenn aber doch, so würde dieser Sohn ihn töten. Grund für diesen Fluch war die Entführung von Chrysippos durch Laios nach Theben – zwar aus Liebe, aber dennoch nach den herrschenden Sitten unüblich, die Gastfreundschaft Pelops’ auf das Gröbste verletzend und also mit Verfluchung zu ahnden.

Das Orakel von Delphi und der pythische Apoll

Delphi oder auch Delphios war eine Stadt im antiken Griechenland, von der heute nur noch Ruinen existieren. Die Ausgrabungen von Delphi stehen auf der Weltkulturerbe- Liste und damit unter dem besonderen Schutz der UNESCO. Die Ruinen wiederum stehen etwa 15 Kilometer nördlich des Golfs von Korinth im Landesinneren, am Fuße des Parnass-Gebirges.

Der Name Delphi wird von Delphoi (Δελφοί) abgeleitet, also „Wölbung“; Delphys (δέλφνς) hingegen ist mit „Mutterleib“ zu übersetzen. Diese etymologische Herleitung öffnet uns ein weites Assoziationsfeld, denn Delphi war bereits seit dem 12. Jahrhundert v. Chr. eine alte Kultstätte zur Verehrung der Erdgöttin Gaia, der großen Mutter in der griechischen Mythologie.

Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. setzte sich die Verehrung des Apollon durch; Delphi wurde zur wichtigsten Tempelstätte des Apollon und zur bedeutendsten Orakelstätte der Griechen in der Antike.

Orakel wird oft mit „Sprechstätte“, aus dem lateinischen oraculum, von orare („beten“, „reden“), übersetzt. Es bezeichnet also zum einen den Ort, meist eine religiöse Stätte oder ein Heiligtum, z.B. den Tempel des Apollon, an dem sich der Ratsuchende mit Fragen an seine Gottheit wenden konnte. Zum anderen ist mit Orakel eine göttliche Offenbarung, der im Heiligtum erteilte Götterspruch selbst, gemeint.

Im delphischen Heiligtum saß Pythia, die Priesterin – übrigens die einzige Frau, die den Apollontempel betreten durfte –, auf einem Dreifuß, und gab, von ihrer Gottheit inspiriert (einige neuere Forschungen meinen: von Ethylengasen aus einer Erdspalte benebelt), mithilfe des Orakelspruches Auskunft zu politischen und kulturellen Angelegenheiten oder zu moralischen Fragen rund um das Thema Schuld und Sühne.

Und um die Mehrdeutigkeit noch zu steigern, wird die gesamte Anlage des Heiligtums von Delphi gern auch mal als des „Phoibos’ pythische Häuser“ und das Orakel wiederum mit „pythischer Apoll“ bezeichnet. Phoibos war ein Beiname Apollons und bedeutet soviel wie „der Leuchtende“.

Und warum „pythisch“? Da hilft uns die Mythologie weiter, denn Delphi war in der Antike auch unter dem Namen Pytho bekannt, weil hier die geflügelte Schlange Python lebte, nach anderer Lesart ein Drache, der das Heiligtum der Gaia bewachte. Python hatte hellseherische Fähigkeiten und seine Mutter war, wie sollte es anders sein, eben jene Erdgöttin Gaia.

Weil sich Python selbst prophezeite, dass ihn dereinst Apollon töten würde, versuchte Python Leto, Apollons Mutter, zu töten, bevor diese Apollon gebären konnte. Das hat nicht geklappt und so erfüllte sich die Prophezeiung. Apollon stellte und tötete Python in Delphi.

Durch das vergossene Blut Pythons übertrugen sich dessen hellseherische Fähigkeiten auf den ohnehin schon extrem heiligen Ort. Und Gaia verlor ihre Kultstätte, denn Delphi befand sich von da an unter dem Schutz Apollons.

Dass die Priesterin an einem solchen Ort nur Pythia heißen kann, erscheint folgerichtig.

Blümchen und Bienchen

Im Rahmen der sexuellen Aufklärung von Kindern wird immer wieder die Geschichte von den „Blümchen und Bienchen“ begonnen – aber wurde sie jemals zu Ende erzählt? Fragen Sie mal jemanden in Ihrem Bekanntenkreis, ob er die ganze Geschichte kennt und sie wiedergeben kann.

Es scheint, dass dieses gleichnishafte Zitat und das, was es sagen will, davon leben, dass man nur die ersten Worte spricht und sich dadurch der als bekannt vorausgesetzte „Rest“ der Geschichte von selbst erzählt.

Oft werden die „Blümchen und Bienchen“ auch nur fragend ins Spiel gebracht, wenn die Aufklärung schon außerhalb der Familie stattgefunden hat, um sicherzugehen, dass es nichts mehr aufzuklären gibt: „Muss ich dir noch etwas zu den, ähm, Blumen und Bienchen erzählen, Kind?“ – „Nerv’ nicht, geh raus! Das weiß ich schon alles“.

Der zentrale Aspekt der Blümchen-und-Bienchen-Geschichte ist das Tertium Comparationis. Dieser Begriff der Rhetorik bezeichnet soviel wie „das Dritte des Vergleichs“. Das Erste sind in diesem Fall die Blümchen und Bienchen, das Zweite sind die Menschen, die aber nicht erwähnt werden, ebenso wenig wie der Vergleich tatsächlich gezogen wird, und das „Dritte“, das durch den Vergleich verdeutlicht werden soll, ist die Fortpflanzung.

Kurz, es wird nicht wirklich erzählt, dass der Samen der Papapflanze in den Stempel der Mamapflanze muss und wer oder was die vergleichbare Aufgabe der Bienchen – nämlich die Pollenübertragung – beim Menschen übernimmt.

Eine reizvolle Erklärung für die Tatsache des Nichterzählens der Blümchen-und-Bienchen-Geschichte mag die sein, dass möglicherweise seit 300 Jahren in unserem kollektiven Gedächtnis die moralische Empörung der Zeitgenossen des Botanikers Carl von Linné über dessen zweideutige Texte zur Sexualität der Pflanzen fest verankert ist und wir nun aus Scham darüber nicht zu einer näheren Beschreibung der höchst erotischen Vorgänge in Blütenkelchen gelangen 2).

Und letztlich bleibt uns ja noch die komplette Geschichte vom Storch. Oder war ’s der Lurch, der die Babys bringt?

 
 

 

Kaninchen

Überwiegend nachtaktive, kuschelige Kleinsäuger, die für ihre sehr hohe Vermehrungsrate mit vier bis sieben Würfen und je vier bis sechs Jungen pro Jahr bekannt sind. Kaninchen gehören zu den Hasenartigen, leben in weitverzweigten Erdbauten und waren ursprünglich in Spanien und Nordwestafrika beheimatet. Einige hören auf die Namen „Deutscher Riese“, „Weißer Wiener“, „Rex-Kaninchen“ oder „Farbzwerg“.

Doktor-Sommer-Team

Bekannt sind Dr. Jochen Sommer und sein Team aus der Jugendzeitschrift BRAVO 3). Das Team beantwortet Fragen der Jugendlichen rund um deren Sexualität. Dr. Jochen Sommer ist ein von der Redaktion der Zeitschrift erdachtes Pseudonym, unter dem sich von 1969 bis 1984 federführend der Arzt, Psychotherapeut und Religionslehrer Dr. Martin Goldstein und von 1986 bis 2002 die Diplom-Sozialpädagogin Margit Tetz den Fragen zu Sex und psychischen Problemen der Jugendlichen widmeten.

Seit Beginn der 1970er Jahre wird Dr. Jochen Sommer von einem ganzen Team aus gynäkologischem und psychologischem Fachpersonal unterstützt.

Augenfällig ist natürlich die Parallelität zwischen dem Dr.-Sommer-Team und dem Orakel von Delphi: zwischen der Pythia, gedacht als gewissermaßen fleischgewordenes Pseudonym von Apollon, und jenen Experten-Priestern, die den Orakelspruch für die Ratsuchenden deuten.

Pelops

Bedeutender König der griechischen Mythologie. Sohn des phrygischen Königs Tantalos. Begründete mit seiner Frau Hippodameia das Geschlecht der Pelopiden. Auf den Nachkommen des Pelops’ ruht, ähnlich wie auf Laios’ Familie, ein Fluch 4). Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich über die gesamte südliche Halbinsel Griechenlands, nach ihm ist der Peloponnes („Insel des Pelops“) benannt 5).

Keine Panik!

Pan, der bocksbeinige Wald- und Hirtengott, war dem altgriechischen Volksglauben nach derjenige, dessen plötzliche und unsichtbare Nähe die Ursache dafür war, warum Menschen und Tierherden in freier Natur oder in der größten Mittagsstille unvermittelt von undeutbarem Schrecken ergriffen wurden, Angst bekamen und flüchteten.

Die Griechen nannten solche grundlose Furcht pānikós, „vom Pan herrührend“. Als panique gelangte die Panik im 16. Jahrhundert auch ins Deutsche.

Im 20. Jahrhundert kam die Panik auch zu weltallweiter Bekanntheit durch Douglas Adams und seinenHitchhiker’s Guide to the Galaxy („Per Anhalter durch die Galaxis“) in dem zu lesen steht: Don’t panic!

Wenn wir heute von panischem Schrecken sprechen, dann klingt darin die wilde, lähmende und übermächtige Angst an, die zu völlig unüberlegten Reaktionen führt. Als Auslöser dieser Angst wird heute statt Pan zwar eine plötzliche echte oder vermeintliche Gefahr angeführt, aber die scheinbar rationalere Erklärung ändert auch nichts am panischen Zustand, wenn er denn eintritt.

postnatal

Wortbildung aus lat. post („nach“) und lat. natal („geburtlich“, „die Geburt betreffend“). Mit postnatal werden in der Medizin die nachgeburtlichen Vorgänge bezeichnet, die sich auf das Kind beziehen. Auf die Mutter bezogen spräche man von postpartal.

Hirte

Der Hirte oder auch Hüter ist eine Person, die eine Herde von Nutztieren hütet, bewacht und versorgt. Das kann von Schafen und Ziegen über Gänse und Kühe bis hin zu Kamelen und Lamas gehen. Bekannte Hirtenfiguren in der Kulturgeschichte sind z.B. der Senner und der Cowboy, aber auch der argentinische Gaucho oder der toskanische Buttero.

Nicht zuletzt finden sich in der Bibel zahlreiche Hirten: z.B. Abel, der gute Hirte aus dem Psalm und die Hirten aus der Weihnachtsgeschichte. Nicht von ungefähr heißt der Hirte im Lateinischen Pastor. Nicht unerwähnt sei, dass „Hirte“ im Alten Orient nicht nur eine Berufsbezeichnung, sondern auch ein Herrschaftstitel war.

2)

Vgl. Glaubrecht, Matthias: „Von Blumen und Bienen“,
Der Tagesspiegel, 21.09.2007.
Siehe: https://www.tagesspiegel.de/wissen/carl-von-linne-von-bienenund-blumen/1047674.html

3)

Siehe: www.drsommerteam.de und den informativen Artikel unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/BRAVO

4)

Vgl. Eintrag zu „Laios und Iokaste“.

5)

Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Pelops.
Mehr Informationen: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 327-328.

 

Stichworte des Glossars:

Kinder aussetzen und der 23. Psalm

Das Zitat „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück“ stammt aus einem der bekanntesten Texte des Alten Testaments, dem Psalm 23, der auch als Psalm vom guten Hirten bekannt ist. Nicht unpassend, dass der Hirte aus Theben dem Wickelkind diese Zeilen zuflüstert, denn obwohl er das Kind im Kithairon- Gebirge seinem Schicksal überlassen soll, hat er sich entschieden, genau das nicht zu tun.

An dieser Stelle zum Neu- und Wiederlesen alle sechs Verse des Psalms aus der Übersetzung, wie sie die Lutherbibel bietet. Wer eher die „finstere Schlucht“ kennt, hat vermutlich die Einheitsübersetzung, wie sie in der katholischen Liturgie verwendet wird, im Ohr 6).

Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte,
   mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
   und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
   Er führet mich auf rechter Straße
   um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
   fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,
   dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
   im Angesicht meiner Feinde. Du salbest
   mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen
   mein Leben lang, und ich werde bleiben
   im Hause des Herrn immerdar.

Dass das Aussetzen von Kindern im antiken Griechenland (mit seinen kulturell unterschiedlichen Stadtstaaten in einem Zeitraum von über 1000 Jahren) gang und gäbe gewesen sein soll, scheint ein Allgemeinplatz zu sein. Warum wurde diese Ansicht zu einem Allgemeinplatz? Und stimmt das denn auch? Verwiesen wird in diesem Zusammenhang zumeist auf Sparta und die strenge Auslese der neugeborenen Kinder vor der Gerusia, dem spartanischen Ältestenrat. Ein Kind, das die Gerusia als nicht überlebensfähig ansah, wurde ausgesetzt.

Zumindest „Theben machte hievon in sofern eine Ausnahme, als das Töten der Neugeborenen gesetzlich untersagt war“ 7), was natürlich für eine zusätzliche Dramatik in der Tragödie um das Elternpaar Laios und Iokaste sorgt, denn so haben sie auch noch gegen geltende Gesetze verstoßen, wenn denn die Gesetze in der mythischen Zeit denen der antiken Zeit entsprachen.

Korinth

Korinth lag, und liegt auch heute noch, am Isthmus von Korinth, jener Landenge, die den Peloponnes und das griechische Festland verbindet. Westlich dieser schmalen Landbrücke befindet sich der Golf von Korinth. Zu Zeiten der Ödipus-Saga ist Korinth quasi eines der Nachbar-Königreiche von Theben.

Ödipus, Merope, Polybos

Merope (nach Apollodoros: Periboia) ist die Frau des korinthischen Herrschers Polybos. Beide führen bis zur Übergabe des noch namenlosen Wickelkindes durch den Hirten eine kinderlose Ehe. Das Paar adoptiert das Kind und der Erzählung nach nannten sie es aufgrund seiner zerschundenen Füße Oidipus („Schwellfuß“). Denn Laios ließ, im Einverständnis mit seiner Frau Iokaste 8), dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden, bevor es durch den Hirten ausgesetzt werden sollte.

Schaut man sich die Silben, aus denen der Name Ödipus zusammengesetzt ist, näher an, so erschließt sich eine weitere Ebene in der Bedeutung des Namens:

Poús, die zweite Silbe seines Namens, bedeutet ‚Fuß‘ und gewinnt durch die doppelte Lesbarkeit der ersten Silbe eine zweifache Bedeutung. Oîda meint ‚Ich weiß‘, so daß oîda-poús der ,Wissende (Fuß)‘ ist, während oîdos und oidi-poús den ,Schwellfuß‘ bezeichnet.“9)

Eine interessante Verknüpfung von „Kinder aussetzen“ und „Füßen“ bietet eine Information, zitiert nach Hesiod: „In Ephesus 10) war das Aussetzen der Neugeborenen wenigstens nur auf den Fall der höchsten Noth beschränkt, und zwar bestimmten die Gesetze, dass der Vater, der sein Kind aussetzen wolle, aus Armuth geschwollene Füße haben müsse.“ 11)

stante pede

Nach dem wissenden und dem geschwollenen Fuß aus dem vorangegangenen Artikel nun mehr zum Thema Fuß. Stante pede ist ein lateinischer Ausdruck, direkt übersetzt heißt es „stehenden Fußes“. Der Ausspruch meint, im Hinblick auf eine Unternehmung: sofort, auf der Stelle, ohne Verzögerung.

 
 

 

„Der spinnt, der Korinther! “

Zweite Anspielung auf die Comicserie Asterix 12) der Franzosen René Goscinny und Albert Uderzo. Das von Obelix oft gebrauchte, mittlerweile sprichwörtliche Zitat „Die spinnen, die Römer!“ passt auf alle absurden Verhaltensweisen oder Situationen und bezeugt die, vom eigenen Standpunkt aus, wahrgenommene Lächerlichkeit einer Sache.

DNA-Test

Auch DNA-Analyse, Gentest oder Genanalyse. Bezeichnet ein molekularbiologisches Verfahren, in dessen Verlauf deoxyribonucleic acid (dt. Desoxyribonukleinsäure, DNS) untersucht wird, um z.B. verwandtschaftliche Beziehungen oder Identitätsfragen (Stichwort: „Genetischer Fingerabdruck“) zu klären.

6)

Diese Seiten bieten eine Bibelstellen-Suchfunktion und die Möglichkeit des Vergleichs unterschiedlicher Übersetzungen:
https://www.bibleserver.com oder
https://www.bibelwissenschaft.de/

7)

Vgl. Görres, Guido/Phillips, George/von Jochner, Georg Maria (Hg.): „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit im Geiste des Christenthums“ in: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, Band 23, München 1849, S. 11. Die Blätter wurden digitalisiert und sind hier zu finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Historisch-politische_Blätter_für_das_katholische_Deutschland
(Vgl. auch: Von Wilamowitz-Moellendorf, Ulrich: „Der hellenische Stammesstaat“ in: Staat und Gesellschaft der Griechen, keine Angaben zu Ort & Jahr, S. 35.)
Weiterführendes: https://autismus-kultur.de/autismus/geschichte/
zeitalter-der-barmherzigkeit.html. Dieser Text beleuchtet die Konstruktion und Verwendung der Kategorie „Behinderung“ anhand klassischer Quellen und bietet zahlreiche Anmerkungen und Literaturhinweise u.a. auch auf die Monographie von Martha L. Rose: The Staff of Oedipus. Transforming Disability in Ancient Greece, 2003.
Hier erfährt man auch etwas zum Thema „Kinder aussetzen“. Oder das Stichwort mal hier eingeben: https://www.wer-weiss-was.de, oder sich zum Thema „Babyklappe“ informieren.

8)

Siehe auch: Schlagmann, Klaus: Ödipus – komplex betrachtet. Männliche Unterdrückung und ihre Vergeltung durch weibliche Intrige als zentraler Menschheitskonflikt, Verlag Der Stammbaum und die Sieben Zweige 2005, 720 S., 24,90 €. ISBN 978-3980527231.
Mehr Informationen: https://www.oedipus-online.de/

9)

Menke, Christoph: Die Gegenwart der Tragödie. Versuch über Urteil und Spiel, Frankfurt/Main 2005, S. 53.

10)

Ephesos (lat. Ephesus) war eine der bedeutendsten und ältesten griechischen Städte Kleinasiens (heute Türkei) im Altertum.

11)

Vgl. Görres, Guido/Phillips, George/von Jochner, Georg Maria (Hg.): „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit im Geiste des Christenthums“ in: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, Band 23, München 1849, S. 11. Die Blätter wurden digitalisiert und sind hier zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Historisch-politische_Blätter_für_das_katholische_Deutschland

 

Stichworte des Glossars:

Korinthenkacker

Einfach mal in einem Online-Wissens-Portal etwas ins Forum schreiben und spätestens nach drei Einträgen kommen die Korinthenkacker. Der Korinthenkacker lebt vornehmlich in Deutschland und zählt tagaus tagein die kleinste Rosinenart zur Freude seiner Mitmenschen, denn er ist ein pedantischer, kleinlicher und gleichzeitig auch rechthaberischer und altkluger Mensch. Die Verwandtschaft hört auf die Namen „Erbsenzähler“, „Kümmelspalter“ oder z.B. in Berlin auf „Krümelkacker“. In Österreich lebt der Familienzweig der „i-Tüpfelreiter“. In Bayern wohnen eher die „Gscheidhaferls“, wohingegen in den Niederlanden eher die „Mierenneuker“ anzutreffen sind.

Prophezeiung

Unter einer Prophezeiung versteht man eine Weissagung oder Voraussage zukünftiger Ereignisse meist durch eine prophetisch begabte Person, wie z.B. Kassandra, die die Gabe der Vorhersehung durch den Gott Apollon erhielt, oder die voraus- und weissagenden (= prophezeienden) Sibyllen 13) des Altertums, z.B. Sibylle von Erythrai oder Sibylle von Tibur.

Die Pythia, Priesterin im Tempel von Delphi, wird eher nicht als Prophetin angesehen; sie weissagte den Ratsuchenden zwar, die Deutung ihrer in Trance gesprochenen Worte oblag aber den Oberpriestern des Apollon. Vielmehr wurde die Priesterin als Medium angesehen, durch das der Gott seinen Willen oder Rat verkündete.

Der Ausdruck „Prophezeiung“ 14) stammt vom altgriechischen propheteía („Weissagung“) her. Er setzt sich zusammen aus den Bestandteilen pro (= „heraus“, „vor“) und φημί [femí] („ich spreche“). Der Begriff „ Prophetie“ (Pl. Prophetien) wird manchmal synonym für „Prophezeiung“, gelegentlich auch als Oberbegriff für die Zusammenstellung von schriftlichen oder mündlichen Prophezeiungen verwendet.

Prophetie ist ein altes, in vielen Kulturen und Religionen verbreitetes, vielschichtiges Phänomen, mit dem sich nicht nur die heil- oder unheilvolle Verkündung zukünftiger Ereignisse, sondern auch Kritik z.B. an (Fehl-)Entwicklungen der Gegenwart und das Aufrufen zu einem Umdenken oder einer Umkehr im Sinne des göttlichen Willens, der verkündet wurde, verbindet.

Die Erforschung der vermutlich weniger göttlich inspirierten, als vielmehr sich selbsterfüllenden Prophezeiungen 15) öffnet ein spannendes Wissensfeld, das hier jedoch den Rahmen sprengen würde.

Abschließend sei noch ein anderer interessanter Bereich der Weissagung genannt, der heute eher der Esoterik zugeordnet wird, aber schon Aristoteles und Platon beschäftigte: die Traumdeutung oder Oneiromantie, von griech. óneiros („Traum“) und griech. mántis („Wahrsager“), d.h. die Auslegung und Deutung von Trauminhalten in dem Sinne, dass die Inhalte als Prophezeiungen und Weissagungen für den oder die Träumende anzusehen sind. 16)

krass!

Der Ausruf passt eigentlich auf alles, ähnlich wie Ketchup, und die Bedeutung schwankt je nach Kontext. „Boah, krass!“ kann einerseits Betroffenheit zum Ausdruck bringen, statt „Oh, mein Gott!“ oder „Wie schlimm!“ und andererseits lassen sich auch Bewunderung und Erstaunen in einem „Boah, krass!“ zusammenfassen. Ähnliche Qualitäten besitzen die Begriffe „derbe“, „gediegen“, „hammer“, „mega“, „phat“, „pornesk“, „ultra“ und „wow“.

Reißaus nehmen

„Reißaus nehmen“ wird umgangssprachlich im Sinne von „schnell davonlaufen“ und „flüchten“ gebraucht. Meist nimmt man aus Furcht oder Angst Reißaus. Bereits im 16. Jahrhundert wird diese Redewendung im Sinne von „fliehen“ und „ausreißen“ gebraucht; sie wurde aus dem Imperativ „reiß aus!“ gebildet. Wenn es dieses Wort auch als eigenständigen Begriff gäbe, könnte man sich unter einem Reißaus vielleicht einen unvorhergesehenen, plötzlichen Riss in einem Handlungsablauf vorstellen, wobei der Reißaus dann selbst zu einem neuen, vom ursprünglichen Ablauf abweichenden, Teil der Handlung wird.

Spund

In diesem Zusammenhang geht es nicht um den Zapfen, den man bei Fässern zum Verschließen des Spundloches benutzt, oder um die Feder eines Brettes, die in die Nut des benachbarten Brettes greift. Junge, vermeintlich oder tatsächlich unerfahrene, Personen werden von älteren, vermeintlich erfahreneren, Menschen gerne mal mit „junger Spund“ angesprochen.

 
 

 

Die hohle Gasse

Im Verlaufe der Tragödie wird es von entscheidender Bedeutung sein, an welchem Ort sich Ödipus und sein Vater Laios begegneten. Waren es abgelegene Wege? Ein Kreuzweg im fremden Wald, wie Hugo von Hofmannsthal zu berichten weiß? Oder war es die Straße zwischen Delphi und der Stadt Daulia, die Gustav Schwab erwähnt? Oder die Scheide dreier Wagenwege, wie Iokaste dem entsetzten Ödipus berichtet?

Auf jeden Fall spielte sich in der, nach Friedrich Schiller zitierten, hohlen Gasse ähnlich Dramatisches ab. Wie weiland 1307, als Wilhelm Tell auf den habsburgischen Landvogt Hermann Gessler trifft, so begegnet Ödipus seinem ihm unbekannten Vater und erschlägt ihn.

Privileg

Ein Privileg ist ein Vorrecht oder Ausnahmegesetz und leitet sich vom lateinischen privilegium (lex: „Gesetz“, „Rechtsvorschrift“, und privus: „einzeln“, „ gesondert“) ab. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland schließt Privilegien, die z.B. mit der Geburt erworben werden könnten, aus. So heißt es im Artikel 3, Absatz 3:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Ob der Vorrang des Alters vor der Jugend tatsächlich ein Privileg war, gar noch ist oder ein aus der Mode gekommenes Gebot der Höflichkeit und des Respekts darstellt, lässt sich trefflich diskutieren. Arbeitsthese: Vorrang vor der Jugend ist, wie ein alter Privileg-Kühlschrank, ein Auslaufmodell.

Ironie des Schicksals

Es gibt durchaus unterschiedliche Ansichten, wann und auf was diese sprichwörtliche Redensart anzuwenden ist. Ist es schon Ironie des Schicksals, wenn etwas überraschend anders kommt, als es geplant war? Oder wenn das Gegenteil von dem eintrifft, was man erhofft hat? Auf jeden Fall gehört das Schicksal als maßgeblicher Faktor dazu.

Schicksal in der Beschreibung des Duden-Bedeutungswörterbuches ist die „Gesamtheit des von einer höheren Macht dem einzelnen Menschen Zugedachten, über ihn Verhängten, was sich menschlicher Berechnung und menschlichem Einfluß entzieht und das Leben des einzelnen in entscheidender Weise bestimmt.“ 17)

Das Schicksal kann zurückschlagen, wenn der Mensch z.B. versucht das gegebene, also „schicksalhafte“ Verhältnis, das zwischen ihm und einem anderen Menschen besteht, zu seinen Gunsten zu verändern. Ob das Schicksal „zurückschlägt“ im Sinne der „ausgleichenden Gerechtigkeit“ ist auch eine Frage des eigenen Standpunktes, oder? Wie steht es mit Menschen, die nicht schicksalsgläubig sind?

An dieser Stelle noch ein Hinweis zum modernen Umgang mit der Ironie des Schicksals. Alanis Morissette nahm 1995 den Song Ironic für ihr drittes Album Jagged little pill auf. Dieser Song wird wegen seines Mangels an Ironie von dem irischen Comedian Ed Byrne äußerst feinsinnig seziert: „The only ironic thing about that song is it’s called ironic and it’s written by a woman who doesn’t know what irony is. That’s quite ironic.“ 18)

14)

Jürgen Beyer: „Prophezeiungen“, in: Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Bd. 10,
Berlin u. New York 2000-02, Sp. 1419-1432. Eine Kulturgeschichte der Prophezeiungen, nicht nur im Märchen.

16)

Vgl. Artemidor von Daldis und sein Traumbuch Oneirokritika.
https://de.wikipedia.org/wiki/Artemidor_von_Daldis

17)

Duden, Bedeutungswörterbuch, Wolfgang Müller (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1985, S. 550.

18)

Siehe: „Ed Byrne slates Alanis Morissette“ unter:
https://www.youtube.com/watch?v=nT1TVSTkAXg

 

Stichworte des Glossars:

Sphinx

Da Sphinxe oder Sphingen schon seit mehreren Jahrtausenden und in unterschiedlichen Kulturen (Phöniker, Hethiter, Assyrer, Ägypter, Griechen) zum mythologischen Personal gehören, finden sich bei der Recherche unterschiedlichste Spuren und Hinweise. Die Sphinx, die hier von Bedeutung ist, ist die der griechischen Mythologie.

Die Sphinx war eine Tochter von Echidna, der Schlangenjungfrau, ein Geschöpf mit dem Oberkörper einer Nymphe und dem Unterleib einer Schlange. Ihr Vater war entweder Typhon, ein Ungeheuer mit hundert schlangenartigen Köpfen, oder Orthros, der zweiköpfige Wachhund, der die Rinderherden des Geryon bewachte. Somit genetisch belastet, ist die Sphinx ein geflügeltes Mischwesen mit dem Kopf oder Oberkörper einer Frau und einem Löwenleib mit Flügeln.

Dass sie in ihrer Jugend vermutlich nicht unter ihrem Aussehen litt, mag an ihren Geschwistern, Nichten und Neffen gelegen haben. Zu ihnen gehörten Kerberos, der dreiköpfige Wachhund des Hades, Orthros, ein zweiköpfiger Hund, die Hydra, eine Wasserschlange mit Hundekörper, Chimaira, ein Feuer speiendes Ungetüm, das vorne wie ein Löwe und in der Mitte wie eine Ziege aussah und den Schwanz einer Schlange hatte, sowie der unverwundbare, nemeische Löwe. Außerdem die Sau Phaia, der Drache Ladon und der Adler, der Prometheus peinigte 19).

Die Sphinx, die Sophokles auch als krummklauige, geflügelte Jungfrau, gnadenlose Sängerin und Sprüchespinnerin beschrieb, wurde von den alten Griechen als Dämon des Todes, der Zerstörung und des Unheils angesehen. Das erklärt sich nicht ausschließlich aus ihrer Herkunft, sondern aus ihrem Handeln, denn der Sage nach lauerte sie den Thebanern auf und verspeiste alle, die ihr Rätsel nicht lösen konnten.

Über ihre Vorgehensweise gibt es unterschiedliche Berichte. Mal lauerte sie den Thebanern an einer einsamen Stelle vor der Stadt auf, dann wiederum auf dem Marktplatz, schließlich vor einem der Tore Thebens, oder sie flog auf die Zitadelle hinauf und fing sich dort ein Opfer.

Es war bestimmt, dass die Sphinx sich zu Tode stürzen würde oder zumindest das Land für immer verlassen musste, sobald ihr Rätsel gelöst sei. Und je nach Erzählung fliegt sie nach dem Gespräch mit Ödipus davon, stürzt sich in einen Abgrund oder ertränkt sich im Meer.

Das Rätsel der Sphinx, das ihr angeblich die Musen beigebracht haben, ist uns in Prosa oder Versform in vielen Variationen überliefert. Hier die Fassung von Wilhelm Willige:

Zweifüßig, dreifüßig, vierfüßig lebt es auf Erden,
und eine
Stimme nur hat es; doch wechselt’s allein von allem
Getier, das
sich auf der Erde bewegt, in der Luft und im Meer,
seine Haltung.
Aber sobald es auf den drei Füßen, sich stützend,
einhergeht,
dann ist äußerst gering die Geschwindigkeit seiner
Gelenke.“ 20)

Schließlich bleibt noch die Frage, warum die Sphinx Theben heimsucht und in Angst und Schrecken versetzt. Der einen Überlieferung nach hat Zeus’ Gattin Hera die Sphinx als Bestrafung für die Entführung des Chrysippos durch Laios nach Theben geschickt. Das wäre quasi eine doppelte Bestrafung, denn Pelops, der Vater von Chrysippos, hat Laios und seine Nachkommen deswegen auch schon mit einem Fluch belegt. Der anderen Überlieferung nach schickte entweder Apollon oder, wahrscheinlicher, Dionysos sie, um die Thebaner für die Vernachlässigung seines Kultes zu bestrafen.

Zur Herkunft des Wortes Sphinx gibt es Folgendes zu berichten: Ins Deutsche entlehnt wurde es im 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen, geht aber bis auf das griechische Σφίγξ (sphínx) zurück, dessen Herkunft angeblich ungeklärt ist. Vielleicht ist Sphinx eine Wortbildung zum griechischen σφίγγειν (sphíngein) mit der Bedeutung „würgen“ oder „schnüren“.

Ungetüm

Unter einem Ungetüm versteht man ein riesiges ungeschlachtes, also unförmiges Wesen oder Gebilde, so der Duden. Im Zusammenhang mit anderen Sprachwurzeln kann ein Ungetüm auch etwas sein „was nicht seine rechte Stelle hat“ 21). Also ist ein Ungetüm nicht unbedingt gleich ein Monster oder Ungeheuer.

ungestüm

Mittelhochdeutsch hieß es einst gestüeme, wenn jemand oder etwas als sanft, still oder ruhig beschrieben wurde. Dieses Wort ist leider untergegangen, geblieben ist uns seine Verneinung: das heftige, wilde, ohne jede Zurückhaltung seinem Temperament Ausdruck verleihende ungestüeme.

Thebens Tore

Die Tore von Theben sind schicksalhafte Orte. Die Sphinx lagerte vor einem, was natürlich die Frage aufwirft, warum die Thebaner nicht durch eines der sechs anderen Tore gegangen sind. Und Eteokles starb vor einem Tor beim Kampf der Sieben gegen Theben. Zwar blieb er bei der Verteidigung seiner Stadt an sechs Toren erfolgreich, aber am siebten Tor fand er im Zweikampf mit seinem Zwillingsbruder Polyneikes gemeinsam mit ihm den Tod.

Rätsel

Durch Martin Luthers Bibelübersetzung gelangte dieses Wort in den allgemeinen Sprachgebrauch. Es ist eine Bildung zum Verb „raten“. Ein Rätsel kann eine Aufgabe sein, die als Frage gestellt wird und durch Nachdenken gelöst werden kann. Ein Rätsel kann aber auch etwas Unerklärbares sein, ein Geheimnis oder Mysterium.

ins Gras gebissen

Diese umgangssprachliche Bezeichnung für „sterben“ rührt daher, dass Verwundete, z.B. im Krieg in ihrem Todeskampf, in das Gras beißen, um sich die empfundenen Schmerzen zu verbeißen. Bereits in der Ilias findet sich diese Vorstellung im zweiten Gesang im Vers 418:

Vorwärts liegend im Staub, mit Geknirsch in die Erde gebissen!

Die Französin übrigens sagt mordre la poussière („den Staub beißen“) und ist damit auch nicht weit von Homers Dichtung entfernt.

Kreon

Kreon ist der Sohn des Menoikeus. Er ist der Bruder von Iokaste und Schwager von Laios und Ödipus, den Ehemännern seiner Schwester. Er ist Freund und Berater Ödipus’ während dessen Regentschaft, gerät ungewollt in Feindschaft zu seinem König und muss am Ende alles richten. Er regierte Theben nach Laios’ Tod, nach Ödipus’ Tod und dann noch mal bis Eteokles’ Sohn Laodamas volljährig war.

Hades

Die Sphinx behauptet, sie komme aus dem Hades, was durchaus möglich ist, denn über ihre Lehr- und Wanderjahre, bevor sie in Theben eintraf, ist wenig bekannt, und immerhin lebte Mutter Echidna im Hades. Der Name Hades bezieht sich genau genommen auf den Totengott und Beherrscher der Unterwelt und nicht auf die Unterwelt selbst.

Als Ort war der Hades nach der ursprünglichen Vorstellung der Griechen allen Sterblichen bestimmt, die nach ihrem Tod, egal ob gut oder böse und gleich von welchem Stand, dort als Schatten hausten. Der Hades blieb nur wenigen Auserwählten, wie z.B. Herakles, erspart.

 
 

 

Quo vadis?

In diesem Zusammenhang ist nicht die kanadische Progressive- Death-Metal-Band „Quo vadis“ gemeint. Übersetzt bedeutet die lateinische Phrase zunächst „ Wohin gehst du?“. Eine einfache Frage, die dadurch an Gewicht gewinnt, dass sie dem Apostel Petrus zugeschrieben wird, der sie Christus stellte. Dessen Antwort veränderte sein Leben dramatisch. Ödipus bleibt der Sphinx die Antwort schuldig, nach dem Dialog mit der Sphinx ändert sich jedoch auch sein Lebensweg dramatisch.

Pfingsten

Ein christliches Fest, das in Erinnerung an die Ausgießung des Heiligen Geistes an die Apostel 50 Tage nach Ostern gefeiert wird. Pfingsten geht auf das jüdische Wochenfest Schawuot zurück. Siehe auch die Apostelgeschichte des Lukas, Kapitel 2, im Neuen Testament.

Rex

Lateinisch für „König“. Es liegt nahe, dass Ödipus hier auf seine königliche Herkunft verweist. Warum Rex im deutschsprachigen Raum ein sehr verbreiteter Name für Hunde ist, muss noch erforscht werden.

Pranke

Pranke ließe sich auch mit „Raubtiertatze“ umschreiben, aber dann reimt es sich nicht mehr auf „Danke“. Als „Pranken“, „Tatzen“, „Pratzen“ oder „Pfoten“ werden die Enden der Extremitäten vieler landlebender Tiere bezeichnet, mit Ausnahme der Huftiere (Hufe) und Primaten (Hände, Füße) .

mit links

Mit links macht man ja erst mal gar nichts, denn rechts ist die „gute“ Hand. Ältere Mitbürger*innen, die nach ihren Schulerfahrungen beim Schreibenlernen befragt werden, berichten oft über Prügelstrafen, wenn sie die „böse“ linke Hand zum Schreiben verwendeten.

Wenn angekündigt wird, eine Sache „mit links“ zu machen oder zu schaffen, dann im Bewusstsein erschwerender oder behindernder Umstände (im übertragenen Sinne also das ungewohnte, beschwerlichere oder verbotene Verwenden der linken Hand) und trotz dieser Erschwernis siegessicher, aus Erfahrung, Übung oder Wissen heraus.

Telefon- und Publikumsjoker

Eine der Eigenschaften des Jokers, auch Jolly, im Kartenspiel ist es, als „wilde“ Karte eingesetzt werden zu können, also als Ersatz für jede beliebige Spielkarte. Telefon- oder Publikumsjoker werden meistens dann in beliebten Quizsendungen genutzt, wenn Wissen fehlt und ein Ersatz- Gehirn benötigt wird, um die Lösung oder Antwort auf eine Frage geben zu können.

„Das hat dir der Teufel gesagt! “

Hier sagt es die Sphinx zu Ödipus, als er ihr Rätsel löst. Im Märchen der Gebrüder Grimm sagt es das Männlein, als ihm die Königin und ehemalige Müllerstochter seinen wahren Namen nennt: Rumpelstilzchen. Sphinx und Rumpelstilzchen sind beide äußerst verärgert – verständlich, aber ob ihr tödliches Ende wirklich wahrheitsgemäß überliefert wurde? Bei der Sphinx sind Zweifel angebracht und sieht man sich das Märchen von Rumpelstilzchen (eigentlich Rumpenstünzchen!) genauer an, so gibt es auch hier Unstimmigkeiten:

Rumpelstilzchen stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, daß es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen, und riß sich selbst mitten entzwei.22)

Das wollen uns die Herren Grimm glauben machen. Diesen Schluss gaben sie ihrem Märchen erst ab 1819. Die ursprüngliche Überlieferung lautet:

Wie das Männchen das hört, erschrickt es und spricht: ‚Das muß dir der Teufel gesagt haben‘, und fliegt auf dem Kochlöffel zum Fenster hinaus. 23)

Gram

In diesem Falle geht es nicht um das Schwert Gram, das Sigurd, der Drachentöter in der nordischen Mythologie, gegen den Drachen Fafnir schwingt. Es ist aber über das Wortfeld der altgermanischen Adjektive gram („grollen“, „brummig“) und grim[me] („tönen“, „dröhnen“, „grollen“) mit dem hier gemeinten andauernden (oft auch nagenden) Kummer, im Sinne einer schmerzlichen Betrübnis, verbunden. Das Substantiv „Gram“ in seiner damaligen Bedeutung „Unmut“ bildete sich in spätmittelhochdeutscher Zeit aus der Zusammensetzung grame muot („erzürnter Sinn“). Im Laufe der Sprachentwicklung verlagerte sich die Verwendung im Sinne von „unmutig“, „erzürnt“ und „zornig sein“ hin zu „bedrückt“ und „sorgenvoll sein“, vergleiche z.B. „sich grämen“ und „von Gram gebeugt sein“.

„Und wenn sie nicht gestorben sind ...

... dann leben sie noch heute!“ Dieser Satz gehört in seiner Formelhaftigkeit ebenso wie „Es war einmal“ zum Märchen, obwohl nicht alle Märchen so enden. Heute wird dieser Satz auch umgangssprachlich als ironischer Kommentar benutzt, wenn eine Geschichte nicht glaubhaft erscheint. Aber das ist nicht neu, schon das Grimmsche „Wer’s glaubt, zahlt einen Taler“ zeugt von schelmischer, augenzwinkernder Ironie.

Die längste Dokumentation der Filmgeschichte „Die Kinder von Goltzow“ (1961-2007) von Barbara und Winfried Junge endet in zwei Teilen, die mit „Und wenn sie nicht gestorben sind ...“ und „... dann leben sie noch heute“ betitelt sind.

Alles in Butter

Alles ist mit guter Butter zubereitet und nicht mit billigem Fett. Also ist alles in Ordnung!

Schwiegermutter

Die Schwiegermutter ist eine medizinische Klammer, die sich mit vier spitzen Haken in den elastischen Verband krallt. Alle weiteren Betrachtungen zu diesem gesellschafts- und kulturhistorisch völlig überbewerteten Thema würden an dieser Stelle zu weit führen.

Polyneikes und Eteokles, Antigone, Ismene

Die vier Kinder, die Ödipus mit seiner Frau und Mutter zeugte. Die Zwillingsbrüder Polyneikes und Eteokles bringen sich im Streit um den Königsthron von Theben gegenseitig um. Die bekannteste Schilderung dieser Vorgänge ist das Drama „Sieben gegen Theben“ von Aischylos. Die bekanntesten Schilderungen des Schicksals der Antigone stammen von Sophokles und Euripides. Antigone wird lebendig eingemauert und erhängt sich. Ob ihre Schwester Ismene später noch ihr Glück gefunden hat, ist nicht überliefert.

20)

Willige, Wilhelm (Hg. u. Übersetzer): Sophokles: Dramen, München 1966, S. 901-903.

21)

Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 770/771.

22)

Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm: Märchen der Brüder Grimm, Weinheim, Basel 2007, S. 50.

23)

Rölleke, Heinz (Hg.): Die wahren Märchen der Brüder Grimm, Frankfurt a. M. 1999, S. 26.

 

Stichworte des Glossars:

Pest

Der Begriff Pest, von lat. pestis („die Seuche“), bezeichnete in früherer Zeit verschiedene seuchenartige Erkrankungen. Im engeren Sinne versteht man heute unter der Pest eine Infektionskrankheit, die von Pestbakterien (Yersinia pestis) verursacht wird. Dass die Pest, genauer die Beulenpest, im Mittelalter auch „Schwarzer Tod“ genannt wurde, ist mit der schwarzbläulichen Verfärbung der Haut, die im Verlauf der Krankheit auftritt, zu erklären.

Priester

Allgemein gesprochen ist ein Priester oder eine Priesterin eine zumeist geweihte und zu besonderen kultischen Handlungen berechtigte Person, die oft als Mittler zwischen der kultischen Gemeinschaft und der in Gebeten und durch Opfer verehrten Gottheit auftritt. Das Wort Priester leitet sich vom griechischen presbýteros („der Ältere“, d. h. „der Gemeindeälteste“) ab. Der Priesterbegriff steht zudem auch im Bedeutungsfeld des griechischen hierós („heilig“, „geweiht“) und des lateinischen sacerdos (= Priester).

„Freunde! Thebaner! Mitbürger!“

Angelehnt an die ersten Worte „Freunde!, Römer! Mitbürger!“ der berühmten Ansprache des Brutus in William Shakespeares The Tragedy of Julius Caesar, wendet sich der Priester hier ans thebanische Volk.

hundsgemein

Obwohl der Hund wegen seiner Anhänglichkeit und Wachsamkeit des Menschen bester Freund ist, dient das vorangestellte „hunds-“ hier der negativen Verstärkung eines Sachverhalts. Gemein sein ist ja schon niederträchtig und empörend, aber hundsgemein sein ist abscheulich. Vergleiche hundeelend oder hundemüde.

Haus des Kadmos

Der Phönizier Kadmos gilt als Gründer der Stadt Theben und als Stammvater des Herrschergeschlechts der Kadmeionen. Er ist somit der Vorfahre von Laios und Ödipus. Unter „Haus des Kadmos“ kann also der Palast des Königs, aber auch die gesamte Stadt Theben verstanden werden.

Zitat

Ein Zitat ist eine wörtlich übernommene Stelle aus einem Text oder der Hinweis auf eine bestimmte Textstelle in einem anderen Werk. Im eigenen Text wird quasi ein anderer Autor „herbeigerufen“, von lat. citare, und in den gewünschten Zusammenhang gestellt. Ein Zitat sollte kenntlich gemacht werden, z.B. durch Anführungszeichen und durch Namensnennung des Verfassers.

Neben geschriebenen Texten können auch Bilder oder Musikstücke als Zitat verwendet werden. Wer „sich mit fremden Federn schmückt“ verzichtet meistens auf die Nennung des Verfassers und verstößt im schlimmsten Fall gegen das Urheberrecht.

Phönix

Ein Vogel der ägyptischen und griechischen Mythologie. Der Phönix (griech. φοῖνιξ; ägypt. Benu, „leuchten“; lat. phoenix) erlebte seit der Veröffentlichung der Bücher von Joanne K. Rowling einen enormen Popularitätsschub durch Fawkes, den Phönix von Albus Dumbledore. Ein Phönix ist mit der Fähigkeit der immer wiederkehrenden Erneuerung ausgestattet, denn wenn er alt wird, je nach Überlieferung bis zu 500 Jahre, verbrennt er, um aus seiner eigenen Asche verjüngt neu zu erstehen.

In der Redewendung „wie ein Phönix aus der Asche“ findet sich diese Vorstellung wieder, dass etwas, das schon verloren geglaubt wurde, in neuer Pracht wiedererscheint. Nicht umsonst ist der Phönix das Wappentier des Jedi-Ordens.

 
 

 

„Peace! “ und „Yo! “

Zeitgenössische Begrüßungsformeln, werden meist dem Namen der angesprochenen Person vorangestellt. Lassen sich auch prima kombinieren, dann in etwa mit „Frieden, Alder!“ zu übersetzen.

„Was geht? Ich sage es ganz konkret“

Dass deutschsprachiger Hip-Hop geht, und zwar konkret, zeigen „Die Fantastischen Vier“ schon seit Ende der 1980er Jahre. Auf „Lauschgift“ (1995) ist der Song „Was geht“ zu hören.

„Da ist was faul im Staate Theben!“

Ebenso wie der Offizier Marcellus gegenüber Horatio, dem Freund Hamlets, im Angesichtes des Gespenstes auf der Terrasse vermutet: „Something is rotten in the state of Denmark“, so weist der Priester angesichts der Pest seinen König Ödipus auf dem Vorplatz des Palastes darauf hin, dass in Theben nicht alles zum Besten steht.

Blues

Das englische to have the blues, also „den Blues haben“ meint eine tiefe Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit empfinden. Ähnlich der saarländischen Gemütsverfassung „de Flemm han“.

Aus der Patsche helfen

Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen zog sich samt Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Aufgrund seiner unglaublichen Fähigkeiten musste er selten jemanden bitten, ihn aus einer unangenehmen Lage zu befreien. „Patsche“, also aufgeweichter Boden oder auch Schlamm und Matsch, um nur ein paar Bedeutungen zu nennen, steht für Missgeschick, Bedrängnis, Schlamassel.

Joch

Das Joch ist Bestandteil des Geschirrs, in das Zugtiere eingespannt werden, um z.B. einen Wagen oder den Pflug zu ziehen. Die Anschirrung eines Zugtieres mit Hörnern erfolgte mit dem Stirnjoch und ist ab 3500 v. Chr. nachweisbar. Durch eine solche Anbringung des Jochs kann das Tier seinen Kopf kaum bewegen. Diese Beschwerlichkeit, große Lasten bewegen zu müssen und eingeschränkt, unterdrückt, also „unterjocht“ zu sein, ist sprichwörtlich geworden. Sich von einem Joch zu befreien, kann also bedeuten, sich einer Last oder eines Zwangs zu entledigen.

Neonröhre

Bei der Entdeckung des zweitleichtesten Edelgases im Jahre 1898 waren Sir William Ramsay und sein Mitarbeiter Morris William Travers nicht sonderlich phantasievoll. Sie tauften das Gas „Neon“, vom griechischen neos, was soviel wie „neu“ bedeutet. Sie hätten es auch Roswithanium taufen können, nach der Katze, die das Institut mäusefrei hielt.

Der Franzose Georges Claude erfand dann im Jahre 1909 die erste Leuchtröhre, die Neonröhre. Dafür erhielt er am 19. Januar 1915 das US-Patent mit der Nummer 1,125,476. Er befüllte dünne Glaskolben mit Neon niedrigen Drucks, schloss unbeheizte Elektroden an die Enden des Kolbens an und brachte durch Anlegen einer hohen Spannung das Edelgas darin zum Leuchten. Las Vegas war geboren.

 

Stichworte des Glossars:

Gemach, gemach!

Etwas gemächlich zu tun bedeutet, es ruhig, langsam und bedächtig angehen zu lassen. Die Aufforderung „ gemach, gemach!“ meint also, nicht überstürzt zu handeln und langsam zu machen. In „gemach“ steckt auch die Bequemlichkeit, die ich in einem Raum, dem Gemach, finde. Ungemach hingegen ist die Unbequemlichkeit und das Unbehagen, aber auch das Unglück und der Kummer.

„Nobody knows the trouble I’ve seen“

Eine Textzeile aus dem gleichnamigen afro-amerikanischen Spiritual. Harry Thacker Burleigh gab diesem traditionellen Lied 1917 eine Melodie. Interpretationen durch Jazzmusiker wie z.B. Louis Armstrong machten dieses Lied weltbekannt. Spirituals entstanden in den USA mit Beginn der Sklaverei im 17. Jahrhundert. Sie haben fast ausschließlich religiösen Inhalt und erzählen vom Leben der versklavten Menschen.

Ächtung oder Tod

Die Ächtung oder auch Friedloserklärung gegenüber einer Person wurde und wird in verschiedenen Kulturen praktiziert. Es bedeutet die Ausstoßung aus der menschlichen Gemeinschaft, das Verbot dieser Person beizustehen und die Ermächtigung jedes anderen Menschen, die ausgestoßene Person ungestraft zu töten. Eigentlich ist die Ächtung der „ soziale Tod“ der geächteten Person, da sie keinen Umgang mehr mit der Gemeinschaft haben kann. Körperlich am Leben, sozial isoliert, das ist das Schicksal Ödipus’.

 
 

 

Respekt

Auf zwischenmenschliche Beziehungen angewandt, kann Respekt Ehrerbietung, Wertschätzung, Achtung, Ehrfurcht, aber auch Scheu gegenüber einer Person bezeichnen. Als Begriff kann es auch auf Gruppen, Institutionen, Länder oder Tiere bezogen werden.

Im Hip-Hop ist „Respekt!“ ein gängiger Begriff, quasi in aller Munde. Gefordert wird Achtung für sich selbst und gegenüber den skills anderer Menschen. Ein Schelm, der angesichts des ein oder anderen frauenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Textes Böses dabei denkt. 24)

korrekt ausgecheckt

Passiert der jugendliche Bibliotheksbesucher jedoch die Sicherungsschranke mit einem Buch, das nicht korrekt ausgecheckt worden ist, so wird ein Alarm ausgelöst. „Boah, Alder, heute hab ich wieder nicht korrekt ausgecheckt!“

24)

Mit der im Jahr 2007 initiierten Jugendkampagne „Respekt! – Youth For Peace“ rief das deutschlandweite Offene Forum zur ökumenischen „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ vor allem Jugendliche dazu auf, über das Thema „Respekt“ nachzudenken. Kampagnen-Website ist mittlerweile deaktiv.

 

Stichworte des Glossars:

Teiresias, blinder Seher

Der blinde Seher und Prophet gehört als Figur zum thebanischen Sagenkreis und damit unbedingt zum Personal eines guten antiken Werkes. So taucht er bereits in der Ilias von Homer auf und in mehreren Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides. Teiresias war der Sohn des Eueres, der mal Schafhirt, mal thebanischer Adliger gewesen sein soll, und der böotischen Nymphe Chariclo. Seine Prophezeiungen wurden als unfehlbar angesehen.

Für die Blindheit des Teiresias, der ein Priester des Zeus war, gibt es in der griechischen Mythologie verschiedene Erklärungen. Der einen Sage nach soll Hera Teiresias mit Blindheit geschlagen haben, weil es ihr nicht gepasst hat, was er zu sagen hatte. Als Ausgleich verlieh Zeus ihm die Gabe des Sehers und eine siebenfache Lebensdauer.

In einer anderen Sage sah Teiresias die Göttin Athene nackt im Bade. Sie ließ ihn auf der Stelle erblinden. Da Chariclo darüber sehr bekümmert war, schenkte Athene Teiresias die Gabe, die Sprache der Vögel zu verstehen und die Eigenschaft, auch nach seinem Tod in der Unterwelt seine Weisheit zu behalten. Außerdem bekam er von ihr einen Stab aus Kornelholz, der ihn sicher führte, ein sieben Generationen langes Leben und dazu die Gabe der Prophetie.

Buenos días!

Für einen langlebigen und weitgereisten Seher wie Teiresias sind Fremdsprachenkenntnisse etwas völlig Selbstverständliches. Hier grüßt er auf Spanisch und wünscht einen Guten Morgen oder Guten Tag.

„Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“

Ödipus versucht gegenüber Teiresias einfühlsamer zu sein und verwendet dafür die bekannten Worte, die der Vater an den verängstigten Knaben in Goethes Gedicht Erlkönig richtet. Dass des Knaben ebenso wie Teiresias’ Misstrauen in die Worte seines Gegenübers zu Recht besteht, bestätigt sich im Verlauf beider Geschichten.

Knilch

Die Herkunft des umgangssprachlichen Ausdrucks Knilch oder Knülch für einen unangenehmen Menschen oder Kerl ist nicht sicher geklärt. Das folgende Zitat verweist jedoch auch auf die liebevolle Verwendung des Wortes für einen kleinen quirligen Jungen:

In der Weihnachtsbäckerei, gibt es manche Leckerei. Zwischen Mehl und Milch, macht so mancher Knilch eine riesengroße Kleckerei. In der Weihnachtsbäckerei. 25)

„Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt! “

Hier wechselt Ödipus die Tonart; anstatt weiter mit den beruhigenden Worten des Vaters auf Teiresias einzugehen, zitiert er nun den Elfenkönig aus Goethes Erlkönig und droht dem Seher offen.

Brillenträger

Das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) kürt seit einiger Zeit den Brillenträger des Jahres. Zu den Brillenbotschaftern zählen u.a. Jürgen Klopp, Wigald Boning, Götz Alsmann und Felix Magath. Als erste Frau wurde Hella von Sinnen 2007 zur Brillenträgerin des Jahres gekürt und sagte: „Merkwürdigerweise kommen Männer mit Brille oft modisch und intellektuell rüber, während Frauen häufig etwas ‚Fräulein-Rottenmeier-haftes‘ anhängt. Ich will den Frauen mehr Mut zur Brille machen. Ich finde Brillen cool!“ 26)

„Torheit, du regierst die Welt! “

Der niederländische Humanist Erasmus von Rotterdam (1466-1536) verfasste 1509/10 ein philosophisches Traktat, das uns heute als Lob der Torheit überliefert ist. In einer ironischen Lobrede auf sich selbst verkündet die Torheit/ Einfalt lachend die Wahrheit, denn dank ihrer Zofen Eigenliebe, Schmeichelei, Vergesslichkeit, Faulheit und Lust hat sie die ganze Welt unterworfen und ist nun die Weltherrscherin.

Dass Heinrich von Kleist (1777-1811) die Schriften von Herrn von Rotterdam kannte, ist anzunehmen und so spricht der Kurfürst in Kleists Erzählung Michael Kohlhaas zu Dame Heloise den Satz: „Torheit, du regierst die Welt, und dein Sitz ist ein schöner weiblicher Mund!“

König Ödipus wird im Verlauf der Tragödie klar, dass Teiresias’ Weigerung zu sprechen und den Namen des Mörders zu nennen nichts mit Torheit zu tun hatte.

Meuchler und Heuchler

Ein hinterhältiger Mörder ist nicht selten auch ein Schmeichler. Denken wir an Grima Schlangenzunge oder den talentierten Mr. Ripley.

Dass Teiresias allerdings ein infamer (= ehrloser, niederträchtiger, schändlicher) Heuchler sei, ist nicht richtig. Und meuchlerisch stand Ödipus seinem Vater sicher nicht gegenüber, als er ihn tötete. Diese starken Beleidigungen sind der Hitze des Wortgefechts geschuldet.

Einen/keinen blassen Schimmer haben

Nicht mal den blassesten Schimmer vom Dunst einer Ahnung hat jemand, der gar keine Kenntnis oder Ahnung vom Vorgang hat, um den es geht. Wenn Licht den Vorgang oder die Kenntnis des Vorgangs symbolisiert, dann ist der Schimmer das kleinstmögliche Licht in diesem Zusammenhang, und wenn nicht mal der Schimmer (oder eine leise Ahnung) vorhanden ist, so ist dies gleichbedeutend mit nichts wissen.

 
 

 

Macker und Motherf...

Der Macker kann in Norddeutschland der Kamerad sein und umgangssprachlich den Freund eines Mädchens bezeichnen. Im Afrikaans bezeichnet der makker neben dem Kameraden auch den Handlanger, einen Gefährten oder Genossen. Als Revierverteidigungs- und Drohgebärde lässt man(n) gerne mal den Macker raushängen und verweist auf den kastrierten Esel, als weitere Bedeutung des Wortes.

Nun, beim Motherf... da schweigt des Texters Höflichkeit.

Stevie Wonder

US-amerikanischer Pop- und Soulsänger, Komponist, Multiinstrumentalist und Bürgerrechtler, der 1950 in Saginaw, Michigan geboren wurde.

Ohne ihn gäbe es kein You are the sunshine of my life und auch nicht den US-amerikanischen Nationalfeiertag zu Ehren des ermordeten Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King.

Die „Library of Congress“ bestimmte den Künstler zum Träger des Gershwin-Preises, den er am 25. Januar 2009 durch Barack Obama verliehen bekam.

Dioptrie

Die Dioptrie ist eine Maßeinheit aus der Optik, mit der sich die Brechkraft optischer Systeme beschreiben lässt. Je fehlsichtiger z.B. ein Auge ist, umso höher ist der Dioptrien- Wert der ausgleichenden Brillengläser.

Intrigant

Der Intrigant spinnt eine Intrige, von lat. intricare („in Verlegenheit bringen“), d.h. er versucht mithilfe einer Verschwörung oder eines hinterlistig angelegten Ränkespiels anderen Schaden zuzufügen oder sie gegeneinander aufzuhetzen, um daraus Befriedigung oder Vorteile zu ziehen. 27)

nicht die Bohne

Eine einzelne Bohne wurde früher als etwas völlig Wertloses angesehen, eine Nichtigkeit eben. So steht diese Redewendung für „überhaupt nicht(s)“: „Weil ich die Bohne nicht verstanden habe – sie sprach so leise –, habe ich nicht die Bohne verstanden.“

Strolch

Ein Strolch strolcht umher, eher untätig und ohne festes Ziel. Ursprünglich war es die Bezeichnung für einen Landstreicher, Vagabunden, Strauchdieb oder Spitzbuben. Die Wandlung des Begriffes hin zum Synonym für einen Schlingel oder kleinen Jungen vollzog sich erst in jüngster Zeit 28). Die weibliche Form von Strolch heißt Susi.

„Was wolltest du mit dem Dolche, sprich! Die Stadt vom Tyrannen befreien?“

König Ödipus kannte seinen Schiller. Gleich dem Tyrannen und Wüterich Dionys, der den ertappten Damon verhört, wirft Ödipus seinem Berater, Freund und Schwager Kreon Hochverrat vor. Jedoch ganz ohne einen Dolch in dessen Gewand als Beweis vorgefunden zu haben.

korrupt

Bestechlich und moralisch verdorben von lat. corrumpere („verderben“).

Scharlatan

Scharlatan ist die Bezeichnung für einen Schwätzer, Aufschneider und Schwindler. Die herumziehenden Verkäufer der italienischen Stadt Cerreto waren bekannt für ihre marktschreierische Art ihre Waren anzubieten. So wurde aus dem cerretano, dem „Mann aus der Stadt Cerreto“ ein Marktschreier und über cialare („schwatzen“) und ciarlatano der französische charlatan und der deutsche Scharlatan.

Taugenichts

Das Wort ist ein veraltetes Schimpfwort und bezeichnet einen Menschen, der zu nichts taugt oder einen Lebenswandel pflegt, der niemandem nützt. Siehe auch: „Nichtsnutz“, „Tagedieb“, „Hallodri“, „Lüderjahn“. Immerhin nutzte der Taugenichts als Inspiration für Joseph von Eichendorff, sodass er seine bedeutende Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts im Jahr 1826 verfassen konnte.

25)

Das Zitat stammt aus dem Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ von Rolf Zuckowski. Zu finden ist es im gleichnamigen Buch oder auf der CD. Das Video dazu unter: https://www.youtube.com/watch?v=FUMSbUlQ98s

27)

Von Matt, Peter: Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist, München 2006.

 

Stichworte des Glossars:

faktisch

De facto („tatsächlich“) hat das unscheinbare „faktisch“ bis zu sechs Bedeutungen und über 70 Synonyme. Sein etymologischer Ursprung liegt im lateinischen faktum („gemacht“, „getan“, „geschehen“). Seit dem 18. Jahrhundert ist das Adjektiv „faktisch“ in der Bedeutung von „tatsächlich“ in Gebrauch.

Stunde der Wahrheit

Diese Stunde ist sprichwörtlich. Wenn jemandem oder einer Sache die Stunde schlägt, so ist es nicht selten die Stunde der Wahrheit, in der Dinge ans Licht treten, Zusammenhänge und bisher unbekannte Hintergründe deutlich werden und z.B. Theorien, Verträge, persönliche Ansichten, Beziehungen oder die Strapazierfähigkeit von Materialien auf den Prüfstand kommen.

Der US-amerikanische Schauspieler, Regisseur und Autor George Orson Welles spielte nicht nur 1967 im Film Oedipus the King in der Rolle des Teiresias an der Seite von Lilli Palmer (Iokaste) mit, sondern führte auch 1968 Regie bei dem Film The Immortal Story, der in den deutschsprachigen Kinos als „Die Stunde der Wahrheit“ zu sehen war.

Komplex

Ein komplexer („zusammenhängender“, „umfassender“) Komplex, aus den lat. complexus („das Umfassen“, „die Verknüpfung“) und complecti („umschlingend“, „umfassend“) sowie dem verwandten plectere („flechten“, „ineinanderfügen“) beweist seine komplizierte Komplexität auch durch die Vielschichtigkeit seiner Bedeutungen. So unterscheidet sich ein Verbund von chemischen Teilchen durchaus von einem Gebäudekomplex oder von überdurchschnittlich häufig miteinander auftretenden Krankheiten. In unserem Zusammenhang geht es um den psychologischen Terminus, der beschreibt, wie nicht bewusste Vorstellungen unser Denken, Fühlen, Handeln oder auch unsere Träume bestimmen.

Freud und ohne Freud’

Der österreichische Arzt und Tiefenpsychologe Sigmund Freud (1856-1939) ist der Begründer der Psychoanalyse. Er gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts und seine Theorien und Methoden werden auch heute noch kontrovers diskutiert. Auf Freud geht die Bezeichnung Ödipuskomplex zurück. Nach Freuds Theorie durchläuft jedes männliche Kind eine „ödipale Phase“, in der es mit dem Vater konkurriert und die Mutter begehrt. Verharrt der Erwachsene, aus welchen Gründen auch immer (dafür gibt es ja die Psychoanalyse), in dieser Phase, spricht Freud vom Ödipuskomplex.

Ohne Freud’ sind wir fern von einem beglückenden Zustand oder einer heiteren Stimmung. Weder Lächeln, Freudenschrei noch ein Frohgefühl wollen sich einstellen. Jung sein wäre ohne Freud kaum denkbar.

Über-Ich

Sigmund Freud entwickelte im Laufe seiner Arbeit das „Drei-Instanzen-Modell“ 29) , mit dem er zu erklären versuchte, wie die menschliche Psyche funktioniert und was unsere Entscheidungen motiviert. In seinem Modell besteht die Struktur unserer Psyche aus drei Instanzen dem Es, dem Ich und dem Über-Ich. Im Zusammenspiel und/oder im Widerstreit dieser drei Instanzen bildet sich unsere psychische Verfassung heraus.

Das Über-Ich ist der Teil der psychischen Struktur, die als moralische Instanz bezeichnet werden kann. Diese Instanz gründet auf verinnerlichten Handlungsnormen, die z.B. durch die Wert- und Normvorstellungen der Umwelt, sprich Vater, Mutter, Freunde, Nachbarn, Parteien, Kirchen, Vereine oder andere Gruppen, vermittelt wurden/werden. Solche Wertvorstellungen, z.B. was gut oder böse sei, werden an das Ich als Gebote oder Verbote herangetragen. Auch der Begriff „Gewissen“ ist mit dem Über-Ich verknüpft. Zudem ist das Über-Ich der Gegenpart zur psychischen Struktur des Unbewussten, dem triebhaften Es.

Messias

Ursprünglich biblische Hoffnungsfigur beziehungsweise Hoheitstitel. Eine Person, die als Heils- und Friedensbringer ersehnt und/oder verehrt wird. Die biblischen Bedeutungen des Begriffs haben sich durch Abgrenzungen zwischen Juden- und Christentum unterschiedlich entwickelt.

Die Bezeichnung Messias (= hebr.: Maschiach oder Moschiach) findet sich im Tanach, der hebräischen Bibel, und bedeutet „der Gesalbte“. Χριστός (Christos, latinisiert Christus) ist die Übersetzung dieses Titels ins Griechische.

perfide

Das lateinische perfidus („wortbrüchig“, „treulos“), auf das das französische und deutsche „perfide“ zurückgehen und in der Bedeutung „hinterhältig“, „hinterlistig“, „ tückisch“ und „gemein“ verwendet werden, ist eine Wortbildung aus lat. per („durch“) und lat. fides („Treue“) und heißt demnach eigentlich „über die Treue hinaus“, „jenseits der Treue“ 30).

Ränke schmieden

Wer Ränke schmiedet, plant Böses. Der nicht mehr gebräuchliche Singular Rank (Plural: Ränke) bedeutet soviel wie Krümmung. Der Ränkeschmied handelt nicht aufrichtig und versucht es auf die krumme Tour.

Komplott

Mit Komplott wird eine Verschwörung oder ein Anschlag bezeichnet. Das Wort wurde um 1700 vom gleichbedeutenden französischen complot entlehnt. Etymologisch ist complot nicht sicher gedeutet, ursprünglich bedeutete es Gedränge oder Menschenmenge.

Battle

Für den Engländer steht der Begriff battle synonym für den Ort und Schauplatz der Schlacht bei Hastings zwischen Normannen und Angelsachsen. Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet battle soviel wie Schlacht oder Kampf.

Der Begriff „batteln“ bedeutet „sich mit jemandem anlegen“, „sich mit ihm messen“, das kann in Form einer körperlichen und auch verbalen „Battle“ geschehen.

Der im Jazz unter „Battle“ bekannte improvisatorische Wettstreit zweier Musiker am gleichen Instrument, findet sich auch als künstlerischer Wettbewerb, dem Battle-Rap, in der Hip-Hop-Kultur wieder. Verkürzt lässt sich sagen, dass im Battle-Rap das Dissen eines Gegners durch möglichst fantasievolle, sprachlich ausgefeilte Beleidigungen in Form von Reimen, und die übertrieben positive Darstellung der eigenen Person im Mittelpunkt stehen. 31)

Grandmaster und MC

MC ist die englische Kurzform für master of ceremonies oder microphone controller. MC ist das gängige, titelartig dem Namen eines Rappers vorangestellte Kürzel und bezeichnet allgemein gesprochen eine Person, die an einem Battle teilnimmt oder auch den Rapper, der der Gastgeber eines Rap-Events ist.

MC wird auch als respektvoller Titel verwendet, dann bezeichnet es jemanden mit genug flow und skills, von dem geglaubt wird, er sei ein master of the art of rap.

Die Grenzen, ob MCs nur MCen und DJs nur DJen, sind gerade im Hip-Hop fließend. Viele MCs sind auch prima „Scheibenreiter“ (Discjockeys).

Unter einem Grandmaster versteht der Schachkundige einen Großmeister im Schach, derer es nicht allzu viele auf der Welt gibt. Der Musikbegeisterte erkennt im Grandmaster einen talentierten, hochbegabten Meister-DJ, der die Kunst des turntablism beherrscht.

Schafott

Das Schafott bezeichnet eine erhöhte Stätte oder ein Gerüst für Hinrichtungen. Über das niederländische schavot, scafaut oder scafot, wo es „Gerüst, auf dem Verbrecher zur Schau gestellt und dann hingerichtet werden“ 32) bedeutet, kam das französische chafaud im 17. Jahrhundert in die deutsche Sprache.

Homies

Homie ist die Abkürzung für homeboy. Als Anrede kann sich homie zum einen an eine befreundete Person richten, aber auch an den Gegner in einem Battle-Rap.

Dass homie nicht gleichbedeutend mit Freund übersetzt wird, ist interessant 33).

skrupellos

Unsere Skrupel leiten sich vom lateinischen scrupus („scharfer, spitzer Stein“) und seiner Verkleinerungsform scrupulus („das spitze Steinchen“) ab. Das pieksende Steinchen findet sich also im stechenden, ängstlichen Gefühl, den moralischen Bedenken, Gewissensbissen oder peinigenden Zweifeln wieder, die uns hindern oder hemmen etwas zu tun. Wer skrupellos ist, ist meist hemmungs- und rücksichtslos.

RWE, EnBW, Vattenfall, e-on

Die vier großen Stromkonzerne, die den deutschen Energiemarkt beherrschen. Informieren tut not 34). Oder gleich zum Ökostromanbieter wechseln 35).

Trottel

Das Wortfeld, das sich hier öffnet, umfasst Begriffe wie „Trott“, „trotten“, „trippeln“, „Trottoir“, „Trottellumme“ aber auch „treten“ oder „Trab“. Die indogermanische Wurzel dieser Begriffe ist trep („trampeln“, „treten“). Der Trott, der heute den langsamen, schwerfälligen Gang, speziell bei Pferden, bezeichnet und im 16. Jahrhundert die Ableitung „trotten“ (= sich langsam, schwerfällig fortbewegen) hervorbrachte, ist vermutlich nach dem italienischen trotto („Trab“) und trottare („traben“) oder dem französischen trotter („traben“) gebildet worden. Es beschrieb also zunächst eine Art und Weise der Fortbewegung.

Im 19. Jahrhundert gelangte der „Trottel“ in die deutsche Schriftsprache, vermutlich im Sinne von „Mensch mit täppischen Gang“ 36). Im Laufe der Zeit wurde dieser Begriff mit einer deutlich negativen Wertung aufgeladen. Es geht nun nicht mehr nur um die Beschreibung der Fortbewegung, sondern auch um den angeblichen (aus der Sicht des Sprechers) eingeschränkten geistigen Zustand des Menschen, der als einfältig und dumm, eben als Trottel bezeichnet wird. Vgl. auch die Beziehung der Worte „trampeln“ und „Trampel“.

 
 

 

„Du sprichst ein großes Wort gelassen aus“

Johann Wolfgang von Goethe schrieb 1779, von Euripides’ Iphigenie bei den Taurern inspiriert, seine Prosafassung von Iphigenie auf Tauris, der 1786 das in Versform umgearbeitete Drama folgte.

Iphigenie ist zu Gast bei Thoas, dem König der Taurier, und erzählt ihm, dass sie von Tantalus abstammt. Damit gibt sie zu erkennen, dass auf ihr und ihrer Familie der Tantalidenfluch lastet. Dieser Fluch besagt, dass die Nachkommen des Tantalos meist zu Mördern an ihrer eigenen Familie werden oder selbst aus Hass oder Rache von Familienangehörigen getötet werden.

Als Iphigenie diese Ungeheuerlichkeit erzählt, und dies aus Thoas’ Sicht mit Gelassenheit tut, kommentiert er das Gehörte mit dem sprichwörtlich gewordenen Satz.

Iphigenie:
Vom alten Bande löset ungern sich
Die Zunge los, ein langverschwiegenes
Geheimnis endlich zu entdecken. Denn
Einmal vertraut, verläßt es ohne Rückkehr
Des tiefen Herzens sichre Wohnung, schadet,
Wie es die Götter wollen, oder nützt.
Vernimm! Ich bin aus Tantalus’ Geschlecht.

Thoas:
Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.
Nennst du den deinen Ahnherrn, den die Welt
Als einen ehmals Hochbegnadigten
Der Götter kennt? Ist’s jener Tantalus,
Den Jupiter zu Rat und Tafel zog,
An dessen alterfahrnen, vielen Sinn
Verknüpfenden Gesprächen Götter selbst,
Wie an Orakelsprüchen, sich ergötzten?

Iphigenie:
Er ist es [...] 37)

dissen

Abgeleitet von engl. disrespect oder discriminate bedeutet jemanden zu „dissen“ ihn schlechtzumachen, jemanden schräg anzumachen, respektlos zu behandeln oder jemanden zu schmähen. Der Diss oder die Diss-Attacken sind wichtiger Bestandteil im Battle-Rap; ob sie tatsächlich als Beleidigung und Aberkennung von Respekt eingesetzt oder unter dem Aspekt des künstlerisch-kreativen Übertrumpfens des Gegners durch den besseren Einsatz der eigenen lyrischen Fähigkeiten gesehen werden, hängt vom Set der Battle ab. Wichtige Fachbegriffe, die notiert sein wollen: Double-Diss; Sidekick-Diss; Active Diss-Reply (ADR); Active Diss- Reply Crash (ADRC).

Hohn

Hohn ist der unverhohlene, verletzende, beißende Spott.

opportun

Stellen wir uns einen segelnden Politiker vor, während wir weiterlesen. Das Adjektiv wurde im 17./18. Jahrhundert aus dem lateinischen opportunus („passen“, „nützlich“, „angebracht“, „günstig“, „zweckmäßig“) entlehnt. Es ist eine Wortbildung aus dem lateinischen ob („auf“, „hin“) und lat. portus („Hafen“) und bedeutet demnach ursprünglich „auf den Hafen zu (wehend und daher günstig, vom Wind)“ 38). Dazu gesellt sich der frz. opportuniste (= Opportunist) mit dem im 19. Jahrhundert ein Gelegenheitspolitiker ohne feste Grundsätze charakterisiert wurde, also „jemand, der sich aus Nützlichkeitserwägungen schnell und bedenkenlos der jeweils gegebenen Lage anpaßt“ 39)

Etwas ist also opportun, wenn es in der gegenwärtigen Situation von Vorteil ist. Es wird somit als angemessen, empfehlenswert, passend und zweckmäßig empfunden.

Königswürde

Ein König ist, altgermanisch gesehen, zunächst ein aus vornehmen Geschlecht stammender Mann, der durch seine Abkunft ausgezeichnet ist. Würde ist ein Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt.

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte lautet es im Artikel 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Und im Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland lesen wir: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Hätten wir eine konstitutionelle Monarchie in Deutschland, so wäre auch unser König diesem Gedanken verpflichtet. Warum nun Würden-„Träger“, wie z.B. Königs und Papstens eine irgendwie würdigere Würde ausstrahlen, obwohl wir doch alle gleich würdig sind, ist allemal einen Gedanken wert.

Bürde

Eine Bürde bezeichnet eine schwer zu tragende Last. Diese Last zu tragen kann mit seelischer oder körperlicher Anstrengung verbunden sein.

Putschversuch

Wer hat’s erfunden? Der Ausdruck für einen politischen Handstreich, eine illegale gewaltsame Aktion oder einen Umsturzversuch stammt aus der Schweiz und wurde nach den Schweizer Volksaufständen der 1830er Jahre in die Allgemeinsprache aufgenommen. Putsch bedeutet heftiger Stoß, Zusammenprall, Knall. Der Zusammenhang ist sinnfällig – keine Revolte ohne Knall und Zusammenprall, oder?

Dreck am Stecken

Die gängigste unter den seriösen Erklärungen besagt, dass diese umgangssprachliche Redewendung das Bild eines Wanderers mit Wanderstab benutzt, um zum Ausdruck zu bringen, dass eine Person, die Dreck am Stecken hat, nicht integer ist, weil sie sich in der Vergangenheit unmoralisch verhalten oder etwas Schlimmes oder Kriminelles getan hat. Manchmal erkennt man nur noch am dreckigen Stecken, dass jemand durch Schmutz gewatet ist. Zwar wurden Schuhwerk und Kleidung gereinigt, doch oft wird der Stock vergessen.

unter einer Decke stecken

Wenn zwei unter einer Decke stecken, wird ihnen unterstellt, dass sie insgeheim die gleichen schlechten Ziele verfolgen. Das Bild, auf das diese Redewendung Bezug nimmt, ist das von Eheleuten, die unter einer Decke schlafen und, so darf angenommen werden, die gleichen Interessen haben.

Warum aus den gleichen Interessen, die durch eine gemeinsame Decke symbolisiert sind, die „schlechten Ziele“ dieser umgangssprachlichen Redewendung wurden, ist vermutlich im Trend zur Zweit-Bettdecke zu suchen, beziehungsweise darin, dass viele, die mit jemandem unter einer Decke stecken, zwar verheiratet sind, aber nicht mit derjenigen Person, die gerade mit unter der Decke steckt.

28)

Vgl. Die kleinen Strolche, US-Fernsehserie.

29)

Eine Abbildung des Modells unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud

30)

Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 520.

32)

Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 618.

33)

Vgl. die Definitionen unter:
https://www.urbandictionary.com/define.php?term=homie
Hier ein Auszug: „Someone you grew up with, friend or not, and someone with whom you have shared any number of bonding experiences at home, in school, at work, or in any close-knit atmosphere. Homie means you have lived in the same area as this person for a significant amount of time in your life, but the term is appropriately used by those friends who truly feel comfortable referring to each other with such respect.”

34)

36)

Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 759.

37)

Zitiert nach: Goethe, Johann Wolfgang: Iphigenie auf Tauris; auf:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/iphigenie-auf-tauris-3620/2

38)

Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 499.

39)

Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 499.

 

Stichworte des Glossars:

Zank

Der Zank ist ein meist mit lauten Beschimpfungen und gegenseitigen Vorwürfen ausgetragener Streit. Problematisches Obst wie der Zankapfel (lat. pomum Eridis) sei an dieser Stelle erwähnt. Eris, die Göttin der Zwietracht, warf einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „der Schönsten“ unter die Hochzeitsgesellschaft von Thetis und Peleus. Die Folge war ein Streit und schließlich der Trojanische Krieg.

Auf Messers Schneide

Diese Redewendung findet sich bereits in Homers Ilias. Johann Heinrich Voß hat die Klage Nestors aus dem Griechischen so übersetzt 40):

Denn nun steht es allein fürwahr auf der Schärfe des Messers:

Schmählicher Untergang den Achaiern, oder auch Leben!

Auf Messers Schneide stehen bedeutet, dass sich eine Sache oder auch eine Person in einer ernsten, vielleicht auch gefährlichen Situation befindet, wobei der Ausgang ungewiss, aber eben im Begriff ist, sich zu entscheiden.

Zorn

Zorn ist eine starke Gefühlsregung, in der sich „heftiger, leidenschaftlicher Unwille über etwas als Unrecht Empfundenes und dem eigenen Willen Zuwiderlaufendes“ 41) ausdrückt. Diese starke emotionale Erregung mit unterschiedlich starken aggressiven Tendenzen steht in Zusammenhang mit Ärger, Jähzorn und wutartigen Affekten, auch Zürnen, Grimm, Groll und Ingrimm seien genannt. Das unkontrollierte Handeln und Reden in einem Zornesausbruch erweckt den Eindruck, dass der Zorn den Menschen beherrscht.

Auch an dieser Stelle wieder der Verweis auf Homers Ilias, in der der Zorn des Achilleus ein wichtiges Motiv des Epos darstellt. In der ersten Zeile heißt es:

Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus, Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte [...] 42)

Die Beschäftigung mit Zorn kann lehrreich und spannend sein, nicht nur ob der Erkenntnis, dass Zorn nicht einfach mit Wut gleichzusetzen ist 43).

 
 

 

40)

Siehe die Ilias-Übersetzung von J. H. Voß, 10. Gesang, Vers 173 u. 174, unter:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/ilias-9-bis-16-gesang-7054/3

41)

Duden, Bedeutungswörterbuch, hrsg. v. Wolfgang Müller, Mannheim, Wien, Zürich 1985, S. 775.

42)

Siehe die Ilias-Übersetzung von J. H. Voß, 1. Gesang, Vers 1 u. 2, unter:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/ilias-1-bis-8-gesang-7053/2

43)

Zur weiteren Recherche: https://de.wikipedia.org/wiki/Zorn
Oder auch dieser Beitrag von Marius Meller zu Peter Sloterdijks Buch Zorn und Zeit:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/thymos-statt-thanatos.950.de.html?dram:article_id=134380

 

Stichworte des Glossars:

Idiot

Für „Idiot“ finden sich online im Wiktionary 117 Synonyme, wie z.B. „Bähschaf“, „Brausebirne“ und „Vollpfosten“.

Meist wird jemand abwertend als Idiot bezeichnet, dessen Verhalten als ärgerlich, dumm oder töricht angesehen wird. Bei der Verwendung dieses erst in neuerer Zeit als beleidigendes Schimpfwort benutzten Ausdrucks sollte bedacht werden, dass eine strafrechtliche Verfolgung nach § 185 StGB möglich ist.

Das Wort ἰδιώτης (idiótes)i st griechischen Ursprungs 44) und bedeutet „Privatperson“ oder „Laie“. Es bezeichnete in der Antike einen Menschen, der Privates nicht von Öffentlichem trennte, beispielsweise Handwerker, die ihre in privater „Hausarbeit“ hergestellten Produkte öffentlich anboten, oder aber Personen, denen die politische Betätigung untersagt war, wie z.B. Frauen und Sklaven. Dahinter steht, sehr kurz gefasst, die Vorstellung, dass Privates, also Dinge die im oikos („ privater Haushalt“, „Haus“) stattfanden, als nicht geeignet für den politischen Raum, die Öffentlichkeit, in dem sich die Staatsbürger bewegten, angesehen wurde.

Später, im Lateinischen und nach der Übernahme in die deutsche Sprache, wurde der Begriff allgemein für unkundige Laien oder Personen mit niedrigem Bildungsgrad verwendet.

„Yes, strike!“

Das Oxford Advanced Learner’s Dictionary bietet auf einer Seite nahezu 50 Bedeutungen und verwandte Wortbildungen an. In unserem Zusammenhang handelt es sich nicht um den Aufruf zu einem Streik, z.B. einer Arbeitsniederlegung, sondern eher um einen positiv belegten Ausruf der Zustimmung zu einem als gut und wünschenswert erachteten Sachverhalt. Es handelt sich also eher um einen lucky strike, also eine vorteilhafte, lohnende Entdeckung. Die sinnfällige Nähe zum bejubelten Strike, einem bestimmten, Punkte bringenden Wurf im Baseball oder Bowling, ist gegeben.

Das englische strike sowie stroke („Schlag“, „Hieb“) , das niederländische strijken („streichen“) und der deutsche Streich („Schlag“, „Hieb“) gehen zusammen auf die indogermanische Wurzel *ster[?], „streifen“, „streichen“ zurück. So könnte das tapfere Schneiderlein, als es sein Musbrot erfolgreich gegen die Fliegen verteidigte, in der englischen Ausgabe der Grimm’schen Märchen durchaus „Yes, strike!“ ausgerufen haben, während es im Deutschen artig seinen Gürtel mit dem Satz „Sieben auf einen Streich“ bestickte.

bangen

Wenn dir bange ist, bist du erfüllt von Sorge, vielleicht von Angst. Man bangt, also sorgt sich um alles Mögliche, aber besser ist, man hat keine Bange.

 
 

 

„Bedecke deinen Himmel, Zeus!“

In der falschen Gewissheit, dass sich die Prophezeiungen des Orakels nicht an ihm erfüllt haben, wendet sich König Ödipus in rebellischer, ja siegessicherer Haltung direkt an Zeus, den olympischen Göttervater, und zitiert Prometheus, den seinerzeit durch Zeus bestraften Titanen.

Johann Wolfgang von Goethe ließ sich durch den Sagenstoff um Prometheus zu einer Hymne und zu einem fragmentarisch gebliebenen Drama mit dem Titel Prometheus inspirieren. Gleich im ersten Vers der Hymne fällt das genannte Zitat:

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Musst mir meine Erde
Doch lassen stehn [...]45)

Findelkind

Ein Findelkind ist die Bezeichnung für ein aufgefundenes Kind, meist im Säuglingsalter, das von den Eltern ausgesetzt wurde.

latent

Latent bedeutet soviel wie „vorhanden, aber noch nicht in Erscheinung tretend“. Es geht auf lat. latere („verborgen“, „versteckt sein“) zurück.

Schmach

Schon im Althochdeutschen hat sich für Schmach die Bedeutung von Verachtung, Kränkung und Unehre entwickelt. Eine Schmach empfinden meint, etwas als Kränkung, Schande oder Demütigung zu empfinden. Sinnverwandt ist der Schmach die Blamage. Schmach ist das Gegenteil von Ruhm.

„Mein Königreich für ein Schwert! “

Hier zitiert der zum Äußersten entschlossene König Ödipus seinen Amtskollegen Richard III. Beide Könige finden sich in einer schweren Bedrängnis wieder und würden Schwert wie Pferd 46) sogar mit ihrem Königreich vergüten, so ernst ist es ihnen.

44)

Siehe zum griechischen Ursprung des Begriffs „Idiot“ folgendes PDF: Siemek, Marek J.: Demokratie und Philosophie. Die Antike und das politische Ethos des europäischen Denkens. Discussion Paper, Zentrum für Europäische Integrationsforschung 1999. Speziell S. 19/20:
https://www.zei.uni-bonn.de/dateien/discussion-paper/dp_c46_siemek.pdf

45)

Victor, Walther (Hg.): Goethe. Ein Lesebuch für unsere Zeit, Berlin, Weimar 1987, S. 9.

46)

„Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!“
Siehe: Shakespeare, William: König Richard III., 5. Akt, 4. Szene.

 

Stichworte des Glossars:

„Suppe auslöffeln“ und „eingebrockt“

Die eingebrockte Suppe ist die umgangssprachliche Umschreibung eines Problems oder einer unangenehmen Lage, in die man sich oder jemanden durch ein Versehen oder unüberlegtes Verhalten gebracht hat. Das Auslöffeln dieser Suppe bedeutet, das Problem zu lösen, die Folgen des unüberlegten Verhaltens zu tragen und dafür einstehen zu müssen. Kulinarisch gesehen können Brocken, z.B. von Schwarzbrot, in kleine Stücke gebröckelt in der Suppe ziemlich lecker sein.

Frevel

Ein Frevel (ahd. fravali, „Kühnheit“) ist ein Verstoß gegen die göttliche oder menschliche Ordnung. In der Regel ruft ein Frevel Empörung hervor und kann durch Opfergaben oder Bestrafung gesühnt werden. Im älteren deutschen Recht war ein Frevel ein Vergehen, das mit einer Strafe an „Haut und Haar“, also Züchtigung und Haarescheren oder mit Geldstrafe geahndet wurde. Seit dem Mittelalter bezeichnet Frevel vor allem Übermut, Gewalttat oder bösen Willen. Siehe auch: Feld-, Jagd-, Baumfrevel.

null und nichtig

Etwas, z.B. Verträge oder Abmachungen, die für null und nichtig erklärt werden, ist ungültig.

Exil

Der Begriff Exil war seit dem 18. Jahrhundert die Bezeichnung für „Verbannung“ oder „Verbannungsort“. Er wurde aus dem lateinischen exilium („Verbannung“) und ex(s)ul („in der Fremde weilend“, „verbannt“) entlehnt.

Exil bezeichnet die Abwesenheit eines Menschen oder einer Volksgruppe aus der eigenen Heimat, die aufgrund von Ausweisung, Verbannung, Vertreibung, Ausbürgerung, Zwangsumsiedlung, religiöser oder politischer Verfolgung durch den Staat sowie unerträglicher Verhältnisse im Heimatland mit anschließender Auswanderung hervorgerufen wurde. 47)

Ray-Ban

Ray-Ban lässt sich ungefähr mit „Strahlenschutz“ ins Deutsche übersetzen. Die Brillenfirma Ray-Ban, deren Name mittlerweile auch synonym für ihre berühmtesten Brillenmodelle „Aviator“ und „Wayfarer“ benutzt wird, wurde 1937 gegründet. Nicht nur Buddy Holly, die Blues Brothers und Heinz Rudolf Kunze tragen eine (Wayfarer-)Ray-Ban, sondern augenscheinlich auch der blinde Seher Teiresias.

Athen und Akropolis

Athen ist heute die Hauptstadt Griechenlands und war in antiker, wie mythischer Zeit einer der bedeutenden griechischen Stadtstaaten. Die Stadt ist seit etwa 5000 Jahren kontinuierlich besiedelt und damit eine der ältesten Siedlungen und Städte Europas.

Zu einer antiken griechischen Stadt gehörte grundsätzlich immer eine Akropolis, d.h. eine auf dem höchsten Punkt der Stadt gelegene Festung oder Wehranlage, die sich meist zum Heiligtum und wichtigstem Kultplatz entwickelte.

Die Akropolis von Athen befindet sich mitten im Herzen der Stadt auf einem 156 Meter hohen Felsen und beherbergt nicht weniger als 21 bedeutende Bauwerke, darunter das Erechtheion, den Niketempel, den Parthenontempel, das Dionysostheater und den Altar der Athena, der Namenspatronin der Stadt. Die Akropolis von Athen wurde 1987 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

 
 

 

„Es sind 106 Meilen nach Athen ...“

Teiresias und Ödipus, die beiden Schicksalsgenossen, zitieren hier gekonnt einen Dialog zwischen „Joliet“ Jake Blues und Elwood Blues aus dem Filmklassiker Blues Brothers 48) (1980).

Teiraysias

Hier bezieht sich der Seher auf den im Alter von sieben Jahren erblindeten US-amerikanischen Musiker Ray Charles (1930-2004). Dieser war eine der einflussreichsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, mit einer Karriere, die mehr als 50 Jahre andauerte.

Happy End

Dieser englische Begriff ist durch und über die Filmkunst in den allgemeinen Sprachgebrauch gelangt. Dieser Scheinanglizismus, korrekter sollte es happy ending heißen, bedeutet übersetzt „glückliches Ende“, im Sinne eines guten Ausgangs der erzählten Geschichte. Happy endings zeichnen sich dadurch aus, dass die Verliebten sich finden, die Welt gerettet wird und die Bösen ihrer gerechten Strafe nicht entgehen.

Bereits der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky klärte in seinem Gedicht Danach 49) die Frage, was denn nach dem glücklichen Ende kommt. Heute müsste man antworten: „Mindestens ein Sequel!“

Karma

In den indischen Religionen (Hinduismus, Buddhismus und Jainismus) ist die Lehre vom Karma mit dem Glauben an den Kreislauf der Wiedergeburten verbunden. Karma ist zum einen das die Formen der Wiedergeburten bestimmende Handeln eines Menschen, aber auch sein gegenwärtiges Schicksal, das durch früheres Handeln bedingt ist.

47)

Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Exil.
Siehe auch: freiwilliges Exil, Asyl und Deportation.

48)

Elwood: “It‘s 106 miles to Chicago, we got a full tank of gas, half a pack of cigarettes, it‘s dark, and we‘re wearing sunglasses”. Jake: “Hit it”.